Technische LeistungMenschliche Werte

Präanalytik - Mikrobiologie

1. Materialentnahme und Probentransport

Der diagnostische Aussagewert einer bakteriologischen, mykologischen oder parasitologischen Untersuchung ist mit der Wahl des geeigneten Untersuchungsmaterials, dem Zeitpunkt der Materialgewinnung und der Probenlagerung (generell zu vermeiden) eng verknüpft. Für eine sinnvolle Diagnostik sind eine eindeutig gekennzeichnete Patientenprobe (Barcode) und Angaben über den Patienten Voraussetzung. Folgende Angaben sind notwendig:

  • Persönliche Patientendaten
  • Einsender evtl. mit telefonischer Erreichbarkeit
  • Art des Materials, genaue Lokalisation erleichtern durch Einengung der Fragestellung die Diagnostik
  • Entnahmedatum
  • Konkreter Auftrag/ Anforderung
  • Symptombeschreibung, Verdachtsdiagnose
  • Evtl. vorbestehende Antibiotikatherapie

Voraussetzung für eine korrekte mikrobiologische Infektionsdiagnostik ist das richtige Transportmedium und ein schneller Transport ins Labor. Wir bieten Transportmedien für die verschiedenen Untersuchungsmaterialien an. Der Transport ins Laboratorium muss in einem sterilen und flüssigkeitsdicht verschließbaren Gefäß erfolgen. Der Transport muss in einem stoßfesten, auslaufsicheren und mit saugfähigem Material ausgekleideten Container erfolgen. Der eigene Abholdienst sichert den schnellen Transport in das Labor. Alternativ muss für den Versand über den Postweg das Untersuchungsmaterial in einer speziellen gefahrgutgerechten Umverpackung verwendet werden. Generell sollte, wenn möglich, die Materialgewinnung vor einer Antibiotikagabe erfolgen.

Unten aufgeführte Materialien stellen wir Ihnen auf Anforderung kostenlos zur Verfügung:

  • Universalabstriche (eSwab/Transwab), bakteriologischer Spezialabstrichtupfer mit flüssigem Transportmedium (rosa oder orange), analog zu unserem Infoblatt "Abnahmesysteme".
  • Sputumgefäße
  • Spezialabstrichtupfer (Aptima®, Fa. Hologic) bzw. spezielles Urin-Gefäß (Aptima®, Fa. Hologic) für die Gonokokken-, Chlamydien-PCR
  • Spezial-Cytobrush für die HPV-Diagnostik (Qiagen, Aptima®)
  • Blutkulturflaschen für Blut, Liquor und spezielle Punktate (aerob und anaerob)(BacT/ALERT, AE/AN iPED)
  • Portagerm® für Transport von Anaerobiern und Gewebematerialien (Helicobacter pylori)
  • Gefäße für Nativurin, Ejakulat steril.
  • Stuhlgefäße mit Probenlöffel, steril, für bakteriologische, virologische, mykologische und parasitologische Fragestellungen
  • Lithium-Heparinat Röhrchen für ELISPOT zum Nachweis von Tuberkulose im Blut
  • Sporenstreifen zur Sterilisationsprüfung von Autoklaven und Kleinsterilisatoren
  • trockener Abstrichtupfer für PCR Untersuchungen, z.B. respiratorische Viren
  • Versandtüten und Postboxen (Gefahrgut)

2. Gewinnung von Untersuchungsmaterial 

Blutkulturen

Der günstigste Zeitpunkt zur Blutabnahme für den Nachweis von bakteriellen Infektionen ist der Fieberanstieg. Die Blutentnahme (vorzugsweise Venenblut, 20ml) erfolgt mittels aseptischer Punktion nach gründlicher 2maliger Hautdesinfektion (Einwirkzeit 1-2 Minuten). Die Durchstichsepten der Blutkulturflaschen müssen, nach Entfernen der Schutzkappen, mit einem alkoholischen Desinfektionsmittel, unter Beachtung der Einwirkzeit, von Kontaminationen gereinigt werden. Wegen der besonderen Temperaturempfindlichkeit einiger Erreger dürfen nur zimmertemperierte Blutkulturflaschen beimpft werden. Jeweils 8-10 ml werden in die aerobe und 8-10 ml in die anaerobe Flasche gegeben. Bei Neu-und Frühgeborenen, sowie bei Kindern unter 20 kg Körpergewicht 1-5 ml (Kinderflasche). Die Flaschen dürfen nicht belüftet werden. Evtl. 1-3 mal im zeitlichen Abstand wiederholen. Unter Antibiotikatherapie sollte die Blutentnahme unmittelbar vor der nächsten Antibiotikagabe erfolgen. Aus Kathetern kann Blut für Blutkulturen nur dann entnommen werden, wenn ein Nachweis einer Katheterinfektion gewünscht wird. Blutkulturen bei Raumtemperatur bis zum Transport in das Labor aufbewahren. Aufbewahrungszeit darf 6 Std. nicht überschreiten, ansonsten bei 37°C bebrüten und dieses auf dem Laborauftrag vermerken. Bitte Entnahmezeitpunkt angeben.

Punktate

Nach sorgfältiger Hautdesinfektion mittels aseptischer Punktionstechnik des Eiterherdes, Aszites, Gelenkflüssigkeit oder Erguss unter Aspiration einer sterilen Spritze entnehmen. Da in vielen eitrigen Prozessen häufig anaerobe Keime als Erreger in Betracht kommen, ist zum Transport des Materials entweder die Spritze fest mit einem Konus zu verschließen oder ein Transportmedium (Portagerm®), Blutkulturflasche oder eSwab zu benutzen. Bis zum Transport in das Labor bei Raumtemperatur aufbewahren. CAVE: kein Zusatz von Formalin!

EDTA-Blut

Für einen mikroskopischen Malaria- oder Parasiten-Nachweis tagesaktuelles EDTA-Blut einsenden. Angaben zur Anamnese/ Reiseanamnese/ Klinik wünschenswert.

Liquor

Die Liquorgewinnung ist, wenn möglich, vor einer Antibiotikagabe vorzunehmen. Aseptische Entnahme mit sterilen Röhrchen. Für Zellzahldiagnostik schnellstmöglicher Transport ins Labor (4 Std.); Lagerung bei Raumtemperatur. Bei längerer Transportdauer kann auch ein Teil des Nativliquors in eine vorgewärmte aerobe Blutkulturflasche eingeimpft werden. Diese beimpften Blutkulturflaschen nicht belüften.

Biopsien

Steril gewonnene Gewebeproben immer nativ (ohne Zusatz von Formalin) in einem sterilen Gefäß mit 1 ml steriler physiol. NaCl-Lösung transportieren. Gegebenenfalls Portagerm®-Tubes wegen einer Anaerobier-Diagnostik verwenden. Lagerung bei Raumtemperatur. Für eine Helicobacter pylori-Diagnostik stellen wir Spezialtransportmedium (Portagerm pylori®) zur Verfügung, Lagerung des Helicobacter pylori-Materials unbedingt bei 5°C.

Wundabstrich

Wundsekret aus dem Bereich der stärksten Sekretion möglichst aus der Tiefe entnehmen, ggf. oberflächliches Material entfernen und mit einer Gewebeexzision oder mit einem eSwab vom Grund der Läsion Material gewinnen.

Universalabstriche (eSwab/Transwab)

Bei trockenen Oberflächen Tupfer mit steriler physiol. NaCl-Lösung befeuchten. Tupfer in das Transportmedium geben und versenden. Lagerung: max. 20 Std. bei Raumtemperatur.

Materialien zum Nachweis respiratorischer Infekte
(z.B. Mykobakterien, Legionella pneumophila, Mycoplasma pneumoniae)

  1. Sputum (2-5 ml)
    Am geeignetsten ist das „erste“ morgendliche Sekret aus den tiefen Atemwegen. Wichtig ist eine gründliche Patientenanleitung: morgens, nach gründlicher Mundspülung mit Mineralwasser (Leitungswasser kann potentiell zur Kontamination mit atypischen Mykobakterien führen), Sputum aus der Tiefe abhusten. Expektoration evtl. durch Inhalation hypertoner Salzlösungen provozieren.
  2. Trachealsekret (2-5 ml)
    In steriles Röhrchen Aspirat gewinnen, am besten in vorgefertigte "Falle" des Einmal-Absaug-Sets. Bei zähem Trachealsekret mit 5-10 ml physiol. NaCl-Lösung spülen. CAVE: Kontamination mit Lokal-Anaesthetika vermeiden, sie wirken bakterizid!
  3. Bronchiallavage (20-30 ml)
    Gewinnung bei bronchoskopischer Untersuchung in sterilem Probengefäß, geschützte Bürsten können mit etwas steriler physiologischer NaCl-Lösung befeuchtet werden.
  4. ELISPOT (6-8 ml)
    Im Lithium-Heparin-Vollblut werden tuberkulosebakterienspezifische T-Zellen durch ihre Interferon-Gamma-Produktion nachgewiesen (frühestens zwei Wochen nach TB-Kontakt positiv).
  5. Nativurin (30 ml)
    Für die Diagnostik von Legionella pneumophila steht ein Antigennachweis aus Nativurin zur Verfügung.
  6. Nüchtern-Magensaft (2-5 ml)
    zur Untersuchung auf verschluckte Mycobacterium tuberculosis. Bei längerer Lagerung muss der Magensaft mit Phosphatpuffer neutralisiert werden, da sonst die Gefahr einer Schädigung der Mykobakterien im sauren Milieu besteht. Lagerung: max. 4 Std. bei Raumtemperatur oder 24 Std. bei 4°C.

Urin

Die Urindiagnostik sollte aus einem Morgenurin oder aus einem Urin nach mindestens 3 stündiger Miktionskarenz durchgeführt werden. Prinzipiell ist eine Urinuntersuchung von einem Mittelstrahlurin anzustreben. Nach gründlicher Reinigung des äußeren Genitales, mit Wasser und Seife, wird die erste Portion des Harnstrahles (2-3 Sekunden) verworfen (dabei wird die Kontamination mit physiologischer Flora der Harnröhre minimiert), die mittlere Harnportion (5-10 ml) wird in einem sterilen Gefäß aufgefangen. Bei Dauerkatheter (geschlossenes System) ist die Urin-Entnahme durch Entnahme aus dem dafür vorgesehenen Gummistopfen durch Punktion mit steriler Kanüle und Urin-Monovette (Einmalhandschuhe, Desinfektion der Punktionsstelle!) vorzunehmen. Den Urin bitte nicht aus dem Sammelbeutel entnehmen. Bei zweifelhaften Befunden kann eine suprapubische Blasenpunktion (nach sorgfältiger Hautdesinfektion) kontaminationsfreie Diagnostik ermöglichen. Dazu wird die gefüllte Blase punktiert und der Urin in eine Urin-Monovette aspiriert. Lagerung: max. 2-4 Std. bei 4 °C. Bei längerer Transportdauer Eintauchnährböden verwenden.

Eintauchnährboden: Diese Methode erfasst nicht jeden uropathogenen Erreger, weshalb wir möglichst um Einsendung von Nativurin bitten. Die Methode verkürzt nicht die Bearbeitungszeit!
Mittelstrahlurin in einem sterilen Gefäß sammeln und das Eintauchmedium vollständig mit Urin benetzen. Anschließend das Tauchmedium abtropfen lassen (kein Resturin) und fest verschlossen in das Labor senden.

Stuhl

Probengefäß maximal zu einem Drittel füllen, dabei sind blutige, eitrige oder schleimige Anteile für die Diagnostik zu bevorzugen. Zum Nachweis von Amöben, Lamblien ist nicht unbedingt körperwarmer Stuhl nötig. Diese Parasiten sind auch über einen Antigen-Nachweis aus gekühltem bis zu 24 Std. gelagertem Stuhl nachweisbar. Auch bei Parasiten-/Wurmnachweis sind Einlagerungen im Stuhl interessant zur Begutachtung.

Pilzdiagnostik

Nagelmaterial und Hautgeschabsel zur mykologischen Diagnostik:

  • vor Entnahme mit Alkohol (70%) desinfizieren
  • von der Übergangszone zur gesunden Haut mit sterilem Skalpell Material entnhmen
  • Nagelspäne: mit sterilem Skalpell am Rand der Läsion alle ablösbaren Teile entfernen

Tesafilmabklatsch

Bei einigen Helminthen (Enterobius vermicularis) findet die Eiablage im Analring statt. Zur Diagnostik wird vor der Morgentoilette ein Tesafilmstreifen perianal auf den After geklebt. Evtl. anhaftende Eier werden mit dem Tesastreifen dann auf einen Objektträger übertragen und in das Labor geschickt. Achtung Infektionsgefahr!

Material für Molekularbiologie

  1. Chlamydia trachomatis, Neisseria gonorrhoeae und Mycoplasma genitalium: Urin bzw. Abstrich im Spezialgefäß (Aptima®, Fa. Hologic)
  2. Influenza-PCR, CAP-Viren und CAP-Bakterien: trockenen Nasen-Rachenabstrich verwenden (Transport der Abstriche in physiologischer NaCl ist ebenfalls möglich)        
  3. Noroviren-PCR, EHEC-PCR: möglichst aus Stuhlproben durchgeführen

3. Screening-Untersuchungen

  • MRSA = Methicillin resistenter Staphylococcus aureus (eSwab-Abtriche von Nasenvorhof re/li, Rachen, Leiste re/li oder Wundoberfläche)
  • VRE = Vancomycin resistente Enterokokken (eSwab-Rektalabstrich, ggf. Anus praeter-Abstrich)
  • MRGN = Multiresistente gramnegative Erreger (eSwab-Rektalabstrich, ggf. Anus praeter-Abstrich, sowie Nasenvorhof re/li gepoolt und Rachen)

4. Vorschriften / Hinweise zu Probenlagerung und Probentransport:

Generell gilt: ein schneller Transport ins Labor erhöht die Nachweiswahrscheinlichkeit. Empfindliche Keime wie z.B. Gonokokken sind sonst möglicherweise nicht mehr anzüchtbar.

UntersuchungsmaterialLagerungTransport
Blutkulturen, Punktat in Blutkulturflaschen, 
Liquor in Blutkulturflasche
Raumtemperatur bis 6 Std., danach 37°C (und dieses auf
Laborauftrag vermerken) 
Raumtemperatur
Universalabstriche (eSwab/Transwab) (aerob und anaerob im Tupfer), Eiter, Wundsekrete, Punktate, Liquor (nativ) Raumtemperatur, tagesaktuellen
Transport ermöglichen
Raumtemperatur

Nativer Urin, Sputum, Bronchialsekret, BAL, Stuhl

Kühlschrank (+2°C bis +8°C)

Raumtemperatur

Uricult (Nativurin ist besser geeignet)
37°C (notfalls Raumtemperatur) Raumtemperatur

 

5. Befundmitteilung

Keimwachstumsbedingt brauchen Befunde in der Bakteriologie mindestens 48 Std. Je nach Art des untersuchten Materials oder der gesuchten Erreger kann die Kultur bis zu 2 Wochen (Gelenkspunktate), 4 Wochen (Dermatophyten) oder bis zu 8 Wochen (Tuberkulose) dauern. Wichtige Zwischenergebnisse werden umgehend telefonisch oder per Fax mitgeteilt. Die Übermittlung des Endbefundes kann

  • mittels Boten oder Post als Brief
  • per Telefax nach Absprache oder
  • per Datenfernübertragung nach Absprache oder auch als PDF-Befund
  • per Telefon in außerordentlicher Dringlichkeit erfolgen
  • eine Übertragung per E-Mail ist aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich

Auf Wunsch können wir Ihnen jährlich eine Resistenzentwicklungsstatistik für ausgewählte Erreger zukommen lassen.